Erörterung zum Thema „Gesellschaftsklassen“

Dass es in der deutschen Gesellschaft soziale Klassen gibt, ist offensichtlich und statistisch belegt. Die Menschen in Ostdeutschland sind zum Beispiel fast doppelt so häufig von Armut betroffen und haben eine fast dreimal geringere Wahrscheinlichkeit, in die Wohlstandsklassen aufzusteigen. Zweiunddreißig Jahre nach der Wende lässt sie sich kaum durch natürliche Faulheit oder Dummheit der Ostdeutschen erklären. Dies ist ein deutliches Zeichen für geschlossene Klassen und Probleme im Zusammenhang mit der sozialen Mobilität innerhalb der Gesellschaft.

Wohlstand im Westen, Armut im Osten (Quelle: Zeit ONLINE)

Es geht nicht nur um die Ost- und Westdeutschen. Die Gesellschaft ist auch auf viele andere Arten in Klassen unterteilt. Menschen mit Migrationshintergrund sind deutlich häufiger von Armut betroffen und müssen viel härter arbeiten, um finanziellen Wohlstand zu erreichen. Es gibt einen deutlichen Unterschied zwischen dem Dorf und der Stadt, zwischen den Paaren ohne Kinder und alleinerziehenden. Auch Frauen werden immer noch oft diskriminiert, verdienen weniger und sind deutlich öfter als Männer von der Altersarmut betroffen.

Menschen mit Migrationshintergrund leben mehr als doppelt so häufig in Armut (Quelle: Zeit ONLINE)

Ein wichtiges Merkmal von Klassen ist, dass die soziale Mobilität erschwert wird. Die Mehrheit der Armen bleibt arm und die Klasse der Reichen wird vor allem durch den Wohlstand gestärkt.

Aktuell ist in Deutschland der zuverlässigste Weg, ein Teil des Mittelstandes zu werden, das bereits vorhandene Vermögen zu verschleudern (z.B. für Personal Development Coaches). Für die Armen gibt es leider so gut wie keine vergleichbaren, zuverlässigen Wege in die Mittelklasse.

Andererseits ist es notwendig, soziale Klassen und das Phänomen der wirtschaftlichen Ungleichheit zu unterscheiden. Soziale Klassen schaden der wirtschaftlichen Entwicklung. Sie verhindern, dass sich talentierte Menschen in Berufen weiterentwickeln, die von anderen Klassenzugehörigen besetzt werden. Finanzielle Ungleichheit hingegen schafft einen Anreiz für persönliche und wirtschaftliche Entwicklung.

Neben der sozialen Mobilität erfordert eine wirtschaftliche Entwicklung ebenfalls die Gewährleistung grundlegender Menschenrechte für alle Mitglieder der Gesellschaft, zu denen natürlich auch die sozialen Rechte gehören. Eine wichtige Barriere  innerhalb der sozialen Mobilität ist das Risiko, bei Misserfolg die Existenzgrundlage zu verlieren.

Sobald ein gewisses Maß an Wohlstand vorhanden ist, ist die Armut leider unvermeidlich. Nichtsdestotrotz sollte sie zu einem temporären Lebensabschnitt werden, jedoch nicht zu einem Erbe, das durch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Schicht bedingt ist.

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